Selbstfürsorge – Innehalten statt Durchhalten

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Kennen Sie das Gefühl, dass Ihnen alles über den Kopf wächst? Dass die Ansprüche von außen und die eigenen Erwartungen kaum noch zu bewältigen sind? In solchen Momenten kann es leicht passieren, dass wir uns selbst vergessen. Dabei ist gerade dann Selbstfürsorge wichtiger denn je.

Selbstfürsorge bedeutet, sich selbst die gleiche Fürsorge und Aufmerksamkeit zu schenken, die man sonst anderen gibt. Es bedeutet, innezuhalten und auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, auch wenn der Alltag hektisch ist.

Es ist okay, wenn es zu viel wird

Oft haben wir das Gefühl, alles schaffen zu müssen – Arbeit, Familie, Freunde, Partnerschaft. Doch manchmal wird es einfach zu viel. Und das ist okay. Es ist normal, dass wir an unsere Grenzen stoßen, und es ist wichtig, sich in solchen Momenten nicht zu verurteilen. Vielmehr geht es darum, diese Gefühle anzuerkennen und sich zu erlauben, einen Schritt zurückzutreten.

Vielleicht spüren Sie gerade Druck, eine Aufgabe perfekt zu erledigen oder in einer Beziehung immer stark zu sein. Aber genau dann kann es hilfreich sein, sich einen Moment zu nehmen und sich selbst die Erlaubnis zu geben, auch mal schwach zu sein. Das bedeutet nicht, dass Sie versagen – im Gegenteil. Es zeigt, dass Sie Ihre Grenzen achten.

Wie Selbstfürsorge im Alltag aussehen kann

Selbstfürsorge muss nicht bedeuten, große Veränderungen vorzunehmen oder radikale Entscheidungen zu treffen. Oft sind es die kleinen Schritte, die den größten Unterschied machen:

Pausen im Alltag: Ein bewusster Atemzug zwischendurch, ein Spaziergang oder ein Moment der Stille können Wunder wirken.

Grenzen setzen: Zu erkennen, wann genug ist, und auch mal „Nein“ zu sagen, kann ein Akt der Selbstfürsorge sein. Sie müssen nicht immer für alle da sein.

Sich mit sich selbst verbinden: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um in sich hineinzuhorchen. Was brauchen Sie gerade? Was würde Ihnen jetzt guttun?

Die eigene Verletzlichkeit annehmen

Es ist nicht immer einfach, Schwäche zu zeigen. In einer Gesellschaft, die oft Leistung und Stärke in den Vordergrund stellt, fühlt es sich manchmal fast falsch an, innezuhalten und auf sich selbst zu achten. Doch genau hier liegt die Kraft der Selbstfürsorge: in der Akzeptanz der eigenen Verletzlichkeit. Wir alle haben Phasen, in denen wir uns überfordert fühlen. Und das ist menschlich. Es ist ein Zeichen von Stärke, diese Momente anzunehmen und sich selbst Mitgefühl zu schenken.

Selbstfürsorge als Basis für gesunde Beziehungen

Wenn wir gut für uns selbst sorgen, können wir auch besser für andere da sein. In unseren Paartherapien betonen wir oft, dass Selbstfürsorge keine egoistische Handlung ist, sondern die Basis für eine stabile und gesunde Beziehung. Wer seine eigenen Bedürfnisse kennt und ernst nimmt, kann auch die Bedürfnisse seines Partners oder seiner Partnerin besser wahrnehmen.

In der Schematherapie und der Emotionsfokussierten Therapie, die wir in unserer Arbeit nutzen, geht es genau darum: alte Muster zu erkennen und einen neuen Umgang mit sich selbst und anderen zu finden. Dabei ist Selbstfürsorge ein zentraler Baustein – nicht nur, um sich selbst zu schützen, sondern auch, um eine tiefere, emotionalere Verbindung zu ermöglichen.

Fazit: Sie dürfen auf sich achten

Wenn Sie das nächste Mal spüren, dass Ihnen alles zu viel wird, denken Sie daran: Es ist okay, sich zurückzuziehen und auf sich selbst zu achten. Denn nur, wenn Sie gut für sich sorgen, können Sie auch den Herausforderungen des Alltags gewachsen sein – in der Beziehung, im Job und im Leben. Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

Sich gesehen und gehört zu fühlen, beginnt mit der Frage: Was brauche ich gerade?